Am Wochenende fand wieder traditionell der Trumer Triathlon statt. Das Top Team Tri schickte Günter Engelhart hin, um unser Revier zu markieren. Wie es ihm dabei gegangen ist, möchte er uns hier erzählen:
"Der Trumer Triathlon war eine Herausforderung. Nein, nicht eine. Derer mehrer‘.
Herausforderung Nr. 1: Um 6.25 Uhr und damit fünf Minuten vor Öffnung der Wechselzone und ewig lange eindreiviertel Stunden vor deren Schließung vor Ort sein, um die Chance auf einen geografisch ansprechenden Parkplatz zu wahren. Als Experte für nahezu eh alles im Allgemeinen und für Obertrum im Besonderen wusste ich um die Schwierigkeit dieses Unterfangens. Bravourös gemeistert (wiewohl es da einige weitere Experten gab).
Herausforderung Nr. 2: Regentropfen auf der Windschutzscheibe stellten sich meinem dringlichen Vorhaben, „oben ohne“ – bezogen auf des Autos Dach – von Seekirchen aus zu starten, um die Restmüdigkeit aus den Augen zu bekommen, entgegen. Ich entschied mich dennoch für „Ja“, weil meine subjektive Wetterprognose, der der Wunsch als Vater des Gedankens zugrunde lag, mir ein jähes Ende des noch nicht einmal so wirklich begonnenen Niederschlages prophezeite . Gegen alle Odds gewettet und gewonnen.
Herausforderung Nr. 3: „Hau eini“, haben sie gesagt, die Kollegen und Kolleginnen vom Verein, und „viel Spaß“. Geht nicht. Denn das eine exkludiert das andere. In Anbetracht der Tatsache, dass es sich um einen Trainingswettkampf für den Ironman im August in Irland handelte, habe ich mich gegen das „Hau eini“ entschieden, und startete den Versuch, eher Spaß zu haben und deutlich nicht auf dem letzten Zacken zu fighten.
Herausforderung Nr. 4 – und damit zum eigentlichen Wettkampf: Neopren-Verbot. Nicht wirklich unerwartet, aber dennoch durchzog ein Raunen der Enttäuschung die Menge. Für mich bedeutete das, schwimmen zu müssen, nämlich wirklich schwimmen, und nicht nur neogetragen mit ein paar kurskorrigierenden Ausgleichstempi dahinzutreiben. Schwimmen heißt bei mir, vereinfacht gesagt, den Kampf gegen das Absaufen gewinnen, idealerweise in Kombination mit einer Vorwärtsbewegung. Grad einmal einen Halbton über „Treibholz“, und einen ganzen über der Kategorie „Wetzstein“ (oftmals liebevoll auch als „Bügeleisen“ bezeichnet). Umso erstaunlicher, dass ich auf den 1,9 km gegenüber dem Vorjahr (mit Neo) lediglich zwei Minuten verlor, welche ich locker in der Wechselzone (aufgrund des Nicht-rausschälen-Müssens, was dank wohl großer, aber dafür breiter und mit hohem Rist versehener Füße am Ende ausgeprägter und meinen Physiotherapeuten stets Bewunderung abverlangender Waden permanent zum Kraftakt wird) aufholen konnte.
Herausforderung Nr. 5 – die neue Übersetzung auf der TT-Maschine. War eigentlich eine Erleichterung. Weil sogar der Schurli Swoboda (Insider kennen ihn, für die anderen tut es nichts zur Sache) meine ursprüngliche 53/39 -11/28 Übersetzung als „sportlich-ambitioniert“ bezeichnete und sie durch eine 50/34 - 11/30 ersetzte.
Kurzer Exkurs: Die 53/39 - 11/28er ist was für die Guten, die, die‘s wirklich können. Und z.B. dort noch treten, wo meinereiner ernsthaft bereits den Griff in die Eisen, wie man so schön sagt, überlegt. Also etwa runter nach Seeham. Da rolle ich so mit knapp 70 dahin. Ich meine, 70 km/h beim Ski fahren sind eher langweilig, aber auf’m Radl kicks ich mich fast an. Und dann kommen die Guten und überrunden dich mit mindestens einem 90er. Und strampeln mit 53/11 etwa eine 100-Umdrehungen-Frequenz…
Ich habe jetzt zwar eine Lulu- bzw. Kinder-Übersetzung, aber man wird ja im Alter wieder zum Kind, sagt man. Sie hat mir gutgetan und mich um sieben Minuten schneller über die 90 km Berg-und-Tal-Strecke getragen als ihre Vorgängerin im Jahr zuvor (und ich blicke zumindest aus dieser Perspektive dem Ironman mit seinem „Hilly Bike Course“ in Irland entgegen).
Das Wetter beim Bike war gut, weil’s schlecht war. Erst bei Laufen ist es dann schlechter, weil besser geworden. Die Sonne trat vor den Vorhang. Und jede Menge Grad Celsius als ihre Begleiter, die sich als Herausforderung Nummer 6 entpuppten. Weil Hitze ist mein Freund nicht.
Traditionell ohne Socken dafür mit einer ordentlichen Ladung Kunstrasengranulat – das als schwarze Substanz dem Boden der Wechselzone zu ordentlicher Temperatur verhalf – zwischen den Zehen schlug ich ein Tempo, naja, Tempo ist etwas übertrieben, sagen wir: eine Pace an, das/die das Gefühl vermittelte, es/sie über eine unbestimmte, aber möglichst lange Zeit, jedenfalls aber bis ins Ziel und idealerweise – den Blick bzw. die Gedanken bereits auf den 20. August nach IM Cork gerichtet – noch darüber hinaus halten zu können. Also so rund 6 Minuten für den Kilometer (lucky you, wenn dieser Wert unvorstellbar weit jenseits eurer Vorstellung liegt). Rechne ich für die acht Labe-Stops, die ich hauptsächlich und ausgiebig für Gartenschlauchwasserkühlung, aber doch auch für Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr, nutzte, jeweils so an die 15 Sekunden ab, so komme ich tatsächlich auf den 6er-Schnitt.
Fazit: Es geht, auch bei einem Sechs-Stunden-Wettkampf (teilweise) unter gleißender Sonne so etwas wie Spaß zu haben. Es müssen nur die Grenzen entsprechend definiert werden, und die Messlatte muss an dem Ende, wo der Spaß aufhört, doch deutlich höher liegt als z.B. bei einem Besuch einer Vorstellung von Klaus Eckel. Es geht nicht, nur vielleicht 70 Prozent zu fahren. Weil: Da ist immer einer, den „ich aber sicher noch überhole“. Und da ist auch immer einer, „der mich jetzt aber sicher nicht überholt“. Und schon pendelt man sich bei 85 bis 90 Prozent dessen, was maximal ginge, ein. Ist wohl genetisch bedingt.
Nüchtern unterm Strich betrachtet: Ich war gut 15 Minuten schneller als im Vorjahr. Und ich belegte Platz 2 in meiner Altersklasse (ja, es waren mehr als zwei in meiner Klasse am Start. Sieben, um euch das Nachschauen zu ersparen). Also kann ich mich bei Top Team Tri, dem geilsten Triathlon-Verein der Welt, dessen präsidiale Weltanschauung geprägt ist von Medaillen, Titeln und Stockerlplätzen, durchaus blicken lassen, ohne mich schämen zu müssen."
Gratuliere zum Stockerl Günter!!
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